Die Nashörner

Regie: Kerstin Schult – September 2024

Das große Schnauben

Nach der letzten Komödie „Eine Frau ohne Bedeutung“ meldet sich die Dachschadengesellschaft gestärkt und mit neuem Elan zurück.

Und was darf es diesmal sein? Natürlich absurdes Theater. Nicht schweigend, sondern laut, skurril, abstrakt, mit viel schwarzem Humor, komisch-bissiger Groteske und überbordende Aktualität.

Eine ambitionierte Gruppe von neun Schauspielern fünf Frauen, vier Männer wagen sich an diese schwere und einzigartige Kost des Theaters. Um frischen Wind in das Projekt zu bringen und für zukünftige Projekte neue Gesichter ins Boot zu holen, wagt sich die DSG an ein Stück aus der klassischen Weltliteratur „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco, Grossmeister des absurden Theaters und das Ganze unter der Regie von Kerstin Schult die den Protagonisten viel abverlangen und grossen Einsatz fordern wird. Ja, und endlich ist es wieder soweit in diesem Jahr übernimmt Kerstin Schult die Regie höchst persönlich, nach mehreren Auswärtsinszenierungen, gelüstet es sie von Herzen der DSG ihre altbekannte und traditionelle Seele einzuhauchen. Mit viel Spass, Kreativität und Bewegung wird die DSG ihre eigene Interpretierung des Stückes suchen und finden.

Inhalt

Ionesco beschreibt in seinem Stück die Verwandlung einer ganzen Stadtbevölkerung in eine Herde von Nashörnern. Der Einzige, der von dieser Verwandlung ausgenommen bleibt, ist Behringer, die Hauptfigur des Stücks. Die Metamorphose beginnt bei einzelnen Menschen und greift mehr und mehr um sich. Nach dem anfänglichen Entsetzen folgt die langsame Gewöhnung an die neue Existenzform, je öfter die Menschen diese an anderen und schliesslich an sich selbst wahrnehmen. Am Ende wird die Nashornheit («la rhinocérite») zur neuen Normalität: Die Menschen vergessen, dass sie einmal Menschen waren, und fühlen sich schliesslich wohl in ihrer gepanzerten (Nashorn-)Haut. Selbst Behringer kann der Versuchung, sich der allgemeinen Vernashornung anzuschliessen, nur schwer widerstehen. So weit kommt es dann aber doch nicht. Behringer ist und bleibt der einzige Mensch in einer Stadt voller Nashörner. Dabei hinterlässt er nicht den Eindruck eines siegreichen Einzelkämpfers, der den Menschen und das Menschliche heroisch vor dem Untergang bewahrt. Vielmehr ist er ein gelangweilter, dem Alkohol zugeneigter, kleiner Angestellter, der im Leben keinen Sinn zu erkennen vermag. Erst am Schluss des Stücks fällt er die Entscheidung, sich auf die Seite der Menschheit und gegen die Nashörner zu stellen:

«Ich bin der letzte Mensch. Ich werde es bleiben bis zum Ende. Ich kapituliere nicht.»

«Ist das Nashornsyndrom grösser oder kleiner geworden als zur Zeit Ionescos?»

Unbestrittenermassen leben wir Menschen heute weniger autoritätsgläubig als früher. Wir gestalten unser Leben selbstbestimmter, unabhängiger, freier. Niemand will sich vorschreiben lassen, was er oder sie zu tun oder zu lassen habe. Aber ist es tatsächlich so? Ist die Freiheit, die uns angeblich so viel bedeutet, tatsächlich eine selbstgestaltete oder nicht doch eher eine vordefinierte Freiheit? Die Freiheit zu konsumieren, die Freiheit, uns dem zwanglosen Zwang der grossen Zahl, der Mode, der Mehrheitsmeinung, der allgegenwärtigen Propaganda, der digitalen Diktatur zu unterwerfen? Sind wir nicht im Begriff, uns gegen eine Welt, die immer mehr und immer gefährlichere Katastrophen baut, zu schützen, indem wir uns immunisieren, indem wir uns eine dicke Haut zulegen, indem wir, na ja, allmählich zu Nashörnern werden…!

So gesehen geht uns Ionescos Stück auch heute noch etwas an. Wie können wir dem Sog der Masse, des Konsums, der Scheinfreiheit widerstehen?

Ionesco hat es in einem Interview folgendermassen gesagt:

«Die Grundvoraussetzung kreativen Denkens ist, glaube ich, abseits der Strömung zu sein. Denn wenn man mit dem Strom schwimmt, ist man niemals bei sich selbst. Man glaubt, mit dem Strom schwimmen zu müssen. Aber im Grunde muss man selbst ein Strom sein, nicht mittendrin. Selbst wenn man nur ein kleines Rinnsal ist.»

Das DSG–Team freut sich dem geneigten Publikum eine modern konzipierte Aufführung zu präsentieren:

«die die Sinnlosigkeit des Lebens, die Orientierungslosigkeit und die Ängste um die eigene Existenz widerspiegelt.»

Frei nach dem Motto «ein Nashorn kommt selten allein» wird das absurde Stück, dass fokussierte Kritik an totalitären Systemen äussert, mit schnellen spitzfindigen Dialogen und wunderlichem Geschehen die Zuschauerschaft zum Nachdenken animieren. Wir freuen uns auf die kommenden Vorstellungen im September 2024 und laden zu einem tierisch guten Erlebnis ein.

Besetzung

Alter Herr

Bernward Limacher

Alter Herr alias Bernward Limacher

Hans

Theo Thommen

Hans alias Theo Thommen

Behringer

Jakob Müller

Behringer alias Jakob Müller

Gastwirtin

Ramona Noser

Gastwirtin alias Ramona Noser

Hausfrau

Beatriz Oliveira

Hausfrau alias Beatriz Oliveira

Logiker

Liam Wiedlisbacher

Logiker alias Liam Wiedlisbacher

Händlerin

Manuela Liem

Händlerin alias Manuela Liem

Regie

Kerstin Schult

Regie alias Kerstin Schult

Daisy

Jutta Limacher

Daisy alias Jutta Limacher

Frau Ochs

Anina Bächtold

Frau Ochs alias Anina Bächtold

Wisser

Ramona Noser

Wisser alias Ramona Noser

Stech

Liam Wiedlisbacher

Stech alias Liam Wiedlisbacher

Frau Schmetterling

Manuela Liem

Frau Schmetterling alias Manuela Liem
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