Biedermann und die Brandstifter

Regie: Kerstin Schult – November 2015

Biedermann und die Brandstifter - eine politische Parabel, die ihre kritische Kraft nicht aus der Entlarvung der Lüge bezieht, sondern aus der Inszenierung der biedermännischen Wehrlosigkeit gegenüber Verbrechern, die von Anfang an sagen, was sie wirklich wollen.

Inhalt

Das Stück ist die Geschichte des Bürgers Gottlieb Biedermann, der die Brandstifter in sein Haus einlädt, um von ihnen verschont zu werden. Es entlarvt präzise eine Geisteshaltung, die der Technik des Totalitären zum Erfolg verhilft. Was tun, wenn’s brennt? Diese Frage stellt sich auch für Herrn Biedermann, der in der Zeitung von immer neuen, immer dreisteren Brandstiftungen liest. Dass er schließlich selbst Opfer von Brandstiftern wird, will er so lange nicht wahrhaben, bis es zu spät ist. Die beiden Hausierer Schmitz und Eisenring müssen sich gar nicht besonders verstellen, denn allein ihre unverhohlen zur Schau gestellte Bedrohlichkeit, mit der sie ihr zündelndes Geschäft betreiben, verschafft ihnen bei Biedermann so viel Respekt, dass er nur eine Möglichkeit sieht: alle Warnungen in den Wind schlagen und sich „anbiedern“. Er lässt die Brandstifter in sein Haus, auch Gottlieb Biedermanns Ehefrau Babette hat nicht die Kraft und den Mut, die Besucher am nächsten Morgen herauszuwerfen. Im Gegenteil er lädt sie zu einem üppigen Gastmahl ein und stellt sich taub und blind, wenn er mit der bevorstehenden Katastrophe konfrontiert wird. Biedermann ist Opfer und Helfershelfer zugleich, ein Opportunist bar jeder Zivilcourage, dem es nur darum geht, seine eigene Haut zu retten.
 

Max Frisch 

Max Frisch gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern der Nachkriegszeit. In seinem mehr als 40-jährigen Schaffen entwickelt sich der Schriftsteller zu einem stets unterhaltsamen, aufrichtigen Mahner, der trotz einiger Anfeindungen von aussen sowohl im privaten wie im öffentlichen Bereich unbeirrt an seinen Anschauungen festhält. Seine anfangs eher naive Sichtweise auf Politik und auf Literatur und Kunst wandelt sich durch die beständige Auseinandersetzung mit seinem privaten und beruflichen Leben zu politischer Selbständigkeit und Kritikfähigkeit. Doch trotz seines engagierten Auftretens lässt sich Frisch vor keinen Wagen spannen und bleibt zeitlebens ein politischer Einzelkämpfer. Während in seinen Romanen und Dramen der private Mensch deutlich im Vordergrund steht, nimmt der Schriftsteller in seinen Artikeln, Essays und Reden immer wieder Stellung zum aktuellen Zeitgeschehen und setzt sich u. a. mit den Themen Kalter Krieg, Schweizer Asylpolitik und mit der Gastarbeiterproblematik auseinander. Als Dramatiker bis dahin im Vergleich zu seinen Romanen weniger erfolgreich, schafft Frisch mit seiner Parabel Biedermann und die Brandstifter 1958 den Sprung auf die internationalen Bühnen. Auch Andorra, die 1961 uraufgeführte Parabel um Diskriminierung und ihre Folgen, findet grosse Beachtung. Allerdings werden beide Stücke in Frischs Augen von Kritik und Publikum missinterpretiert bzw. zur Untermauerung von bestimmten Positionen instrumentalisiert, weshalb sich der Autor von der Form der Parabel abwendet.

Besetzung

Gottlieb Biedermann

Manuel Locher

Gottlieb Biedermann alias Manuel Locher

Babette Biedermann

Natalia Kurth

Babette Biedermann alias Natalia Kurth

Anna das Hausmädchen

Elsa Eggli

Anna das Hausmädchen alias Elsa Eggli

Schmitz,Brandstifter

Jakob Müller

Schmitz,Brandstifter alias Jakob Müller

Eisenringer, Brandstifter

Christoph Stapher

Eisenringer, Brandstifter alias Christoph Stapher

Wittwe Knechtling /Chor

Paloma Egger

Wittwe Knechtling /Chor alias Paloma Egger

Chorführerin /Frau Dr. phil

Nicole Fierz

Chorführerin /Frau Dr. phil alias Nicole Fierz

Regie

Kerstin Schult

Regie alias Kerstin Schult
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