Draussen vor der Tür

Regie: Kerstin Schult – November 2016

„Draussen vor der Tür“ Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will. Mit diesem pessimistischen Kommentar versah Wolfgang Borchert 1947 sein Nachkriegsdrama „Draussen vor der Tür“. Wenn er sich da nicht getäuscht hat.

„Draussen vor der Tür“ wurde zum erfolgreichsten deutschsprachigen Bühnenstück der Nachkriegszeit. Als Klassenlektüre wurde das Drama in Tausenden von deutschen Schulen gelesen. In den Literaturgeschichten gilt es als Musterbeispiel für die „Trümmerliteratur“ der „Stunde Null“. So nennt man Bücher, die in den Jahren direkt nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches entstanden sind, als ein Grossteil Deutschlands in Schutt und Asche lag.

Vom Krieg gezeichnet

Wolfgang Borchert gehörte zu einer neuen Generation junger Autoren, so genannten Trümmerliteraten, die den Krieg noch unmittelbar miterlebt hatten. Als er das Drama um den von der Front heimgekehrten Soldaten Beckmann im Januar 1947 in nur acht Tagen niederschrieb, konnte der gelernte Buchhändler und Schauspieler auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Ostfront, Militärgefängnis, Bewährung, schwere Krankheit – das alles hatte er mit gerade mal 24 Jahren durchgemacht.

Antiheld

Beckmann, die Hauptfigur in „Draussen vor der Tür“ ist ein Antiheld, der den gesamten Frust einer verlorenen Generation widerspiegelt. Wer ist Schuld am Krieg? Welche Zukunft haben wir noch? Verzweifelt versucht der Heimkehrer mit dem steifen Knie und der grotesken Gasmaskenbrille einen noch verbleibenden Sinn in seinem trostlosen Leben zu finden und im Alltag wieder Fuss zu fassen.

Inhalt

Beckmann kehrt mit steifem Knie und grotesker Gasmaskenbrille aus sibirischer Kriegsgefangenschaft in seine Heimatstadt Hamburg zurück, findet bei seiner Frau aber kein Zuhause mehr, denn ein anderer Mann hat seinen Platz eingenommen. Daraufhin stürzt sich Beckmann in die Elbe, die ihn jedoch wieder ausspuckt. Sein anderes „Ich“ - das lebensbejahende und optimistische Alter-Ego fordert ihn ebenfalls auf, weiterzuleben.

Ein Mädchen findet ihn und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Doch plötzlich steht ihr verschollener Mann einbeinig und auf Krücken vor der Tür.

Beckmann verlässt das Mädchen überstürzt und besucht seinen ehemaligen Oberst. Er will ihm die Verantwortung für einen Spähtrupp zurückgeben, die der Oberst ihm im Krieg übertrug. Von diesem Spähtrupp starben elf Männer und Beckmann gibt sich die Schuld an ihrem Tod. Aber der Oberst hält ihn für verrückt und lacht ihn aus.

Ein Kabarettdirektor, bei dem sich Beckmann mit traurigen Liedern über den Krieg Arbeit suchen will, lehnt ihn ab, weil die Wahrheit über den Krieg keinen mehr interessiert.

Beckmann erinnert sich an seine Eltern und will sie besuchen. Es öffnet ihm jedoch eine Frau Kramer die Tür und erzählt ihm, dass seine Eltern sich umgebracht haben.

Beckmann verliert allen Lebenswillen und legt sich zum Sterben auf die Strasse. Er schläft ein und begegnet im Traum Gott, dem Tod, dem Oberst, dem Direktor, Frau Kramer und dem Mädchen. Er beschuldigt sie als seine Mörder, denn alle ausser dem Mädchen wollen ihn auf der Strasse liegen und sterben lassen. Schliesslich kommt der Einbeinige und fordert von Beckmann Rechenschaft. Er ist in die Elbe gegangen, weil er sich durch Beckmann ersetzt sah. So ist der ermordete Beckmann ebenfalls zum Mörder geworden. Beckmann wacht auf...

Besetzung

Beckmann

Jakob Müller

Beckmann alias Jakob Müller

der Alte „Gott“ / der Andere

Carol Schafroth

der Alte „Gott“ / der Andere alias Carol Schafroth

Tod / Oberst / Kabarettdirektor

Christian Kissling

Tod / Oberst / Kabarettdirektor alias Christian Kissling

Mädchen / Tochter des Oberst

Ramona Noser

Mädchen / Tochter des Oberst alias Ramona Noser

Elbe / Frau des Oberst / Frau Kramer

Nancy Uhlmann

Elbe / Frau des Oberst / Frau Kramer alias Nancy Uhlmann
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